20er Jahre prägten „Dorf des guten Handwerks“

 

Im Jahr 778 wurde der Ort Laisa erstmals urkundlich erwähnt. Mit seinen 1225 Jahren gehört das „Dorf des guten Handwerks“ zu den ältesten Siedlungen im Altkreis Frankenberg. Vom 24. bis 27. Juli feiert das Dorf gemeinsam mit Sportverein, Feuerwehr, Trachtengruppe und Moto-Cross-Freunden ein Jubiläumsfest. Zum Auftakt unserer kleinen Serie über die Jubiläumsvereine stellen wir Ihnen heute das Dorf Laisa ein wenig genauer vor.

 

Die Berichte von der Schlacht bei Laisa im Jahre 778 nach Christus sind die ersten schriftlichen Zeugnisse des Ortes. Einhardt, der Biograph Karls des Großen, und die Jahrbücher des Klosters Lorsch berichten übereinstimmend von der Schlacht zwischen Franken und Sachsen. In den Jahrbüchern heißt es darüber: „Die Schar der Franken erreichten sie an der Eder an einem Ort, der Lihesi (Original: „.... in loco qui dicitur Lihesi...“) genannt wird.“ Den Namen des Ortes Lihesi leiten Forscher von „Leitaha“ oder „Litaha“ ab. Diese Wörter werden auf die alhochdeutschen Begriffe „Hlita“ oder „Leite“ zurückgeführt, was „Bergabhang“ bedeutet.

 

Im Laufe der Geschichte findet man in schriftlichen Zeugnisse verschiedene Schreibweisen des Ortsnamens. Auf die erste Bezeichnung Lihesi folgte 1226 Leiza, im gleichen Jahrhundert noch Lesen und Lyse (1291) sowie Lisen und Lysen (1296). Nach Lysen (1354), Lyssene (14. Jahrhundert) und Leysen (1531) wird im Jahr 1588 der Ort erstmals als Leisa erwähnt. Aus diesem Namen entwickelten sich Leysa (1668), Leussa (1712) und schließlich der heutige Ortsname Laisa, der im Jahre 1868 in der Berichterstattung des großen Dorfbrandes erstmals in seiner heutigen Form zu finden ist.

 

Laisa gehörte einige Jahre zum Besitz der Grafen von Battenberg, 1291 ging es an das Erzbistum Mainz über. 1464 gelangte das Dorf in hessischen Besitz und fiel 1624 an Hessen-Darmstadt. Laisa gehörte in dieser Zeit zum sogenannten Hinterland, das nur selten von den Landgrafen besucht wurde. 1866 wurde das Hinterland preußisch und gehörte fortan zur Provinz Hessen-Nassau. 1932 kam das Amt Battenberg schließlich zum Kreis Frankenberg.1970 wurde die Gemeinde Laisa im Zuge der Gebietsreform in die Nachbarstadt Battenberg eingegliedert.

 

Die Kirche in Laisa wurde mit großer Wahrscheinlichkeit im 13. Jahrhundert erbaut. Schriftliche Zeugnisse liegen zumindest seit dem Jahr 1296 vor. Es gibt aber auch eine Sage, dass Bonifatius im Zuge der Christianisierung der heidnischen Völker auch in Laisa gewesen sei und dort zwischen den Jahren 720 und 754 eine Kapelle errichtet haben soll.

 

Der große Brand am 26. Juli 1868 legte große Teile des Dorfes in Schutt und Asche. In einer großangelegten Hilfsaktion wurde das Dorf in den folgenden Jahren wieder aufgebaut. Selbst König Wilhelm von Preußen schenkte der Gemeinde zu Straßenbauzwecken 15.000 Mark. Unter der Leitung des Lehrers Schmidt wurde ein gradliniges Straßennetz mit breiten Straßen und größeren, weiter voneinander liegenden Hofraiten angelegt. Damit sollte einer ähnlichen Brandkatastrophe vorgebeugt werden.

 

Im 19. Jahrhundert bestimmte neben der Landwirtschaft auch die Arbeit im Laisaer Eisenbergwerk das Leben im Dorf. 1838 wurde das Bergwerk wieder in Betrieb genommen, Funde von Geräten in den alten Stollen lassen auf eine schon frühere Ausbeutung der Erzlager schließen. Bis in die 1880er Jahre war das Bergwerk in Betrieb. Der erste Weltkrieg ließ die Arbeit in den Stollen noch einmal kurzzeitig aufleben. In den Jahren nach dem ersten Welkrieg erlebte das Handwerk einen blütenreichen Aufschwung, der Laisa als „das Dorf des guten Handwerks“ bekannt machte.

 

Die Neuerungen der Technik machten auch vor Laisa nicht halt. Dem elektrischen Licht in 1921 folgte 1926 die dorfeigene Wasserleitung und der Ausbau der Kanalisation. Während der Flächenumlegungen bis 1930 erhielt die Jugend des Dorfes auch einen neuen Sportplatz „Auf der Stümpfe“. Entlang des Weges zu diesem Sportplatz bauten sich viele Heimatvertriebene aus Ungarn, der Tschechoslowakei und den deutschen Ostgebieten ein neues Zuhause. Sie wurden schnell in das dörfliche Leben integriert. Eine Besonderheit des Dorfes ist die Ortsrufanlage. Über Lautsprecher im ganzen Dorf verkündet der Ortsvorsteher seit 1952 für alle Dorfbewohner hörbar wichtige Termine, Veranstaltungen und Mitteilungen der Vereine und der Stadt.

 

Im Jahre 1950 wurde die alte Schule am Freithof durch einen neuen Schulbau abgelöst. Im Jahr 1974 erfolgte mit dem Wechsel der Grundschule nach Battenberg die endgültige Auflösung der Laisaer Volksschule. Im Jahr 1970 erhielt Laisa sein eigenes Dorfgemeinschaftshaus. Das Haus ist mit Kegelbahn, Küche, Toiletten, Duschen, Thekenraum und einem großen Saal ausgestattet und wurde schnell zum Mittelpunkt des dörflichen Lebens. Der Männergesangverein, die Turnfrauen, die Gymnastikdamen, die Trachtengruppe und die Tischtennismannschaften halten dort ihre Übungsstunden ab. Auch ein Jugendraum und der Kindergarten sind an das DGH angeschlossen. Im Obergeschoss des DGH befinden sich seit einigen Jahren die kirchlichen Gemeinderäume, die vom Frauenkreis, dem Chörchen und den Konfirmanden genutzt werden.

 

Laisa verfügt heute über eine enge Dorfgemeinschaft und ein reges Vereinsleben. Sportverein, Männergesangverein, Freiwillige Feuerwehr, Trachtengruppe, Heimatverein, Moto-Cross-Freunde, Schalke-Fan-Club, Frauenkreis und Seniorenclub bieten vielfältige Freizeitmöglichkeiten für Jung und Alt. Bis heute sind die Laisaer bemüht, ihr Brauchtum zu erhalten. Im alten Rathaus, das 1870 gebaut wurde, hat seit 1982 das Heimatmuseum seinen Platz, mit Zeugnissen aus der bewegten Dorfgeschichte. Im Erdgeschoss befindet sich ein Backhaus, in dem noch heute regelmäßig Brot gebacken wird. Stolz sind die Laisaer auch auf ihren Weihnachtsmarkt, der seit 1983 in der Adventszeit rund um Kirche und Heimatmuseum stattfindet, und der seinen eigenen Charme entwickelt hat. Etwas Besonderes ist das Rückersfest, eine Eigenheit des Dorfes. Der Rückers ist ein uralter, alle sieben Jahre wiederkehrender Frühlingsbrauch aus heidnischer Vorzeit, der immer an Ostern, das nächste Mal im Jahr 2006, gefeiert wird. Symbol dieses Festes ist die Rückersfigur, eine etwa zwei Meter lange geschnitzte Holzfigur mit einem pflügenden Bauersmann. Vor dem Pflug sind fünf Pferde gespannt, zwei Rappen, zwei Füchse und ein Schimmel. Auf dem Rücken eines der Füchse reitet ein Knecht. Diese Holzfigur steht in der Rückerszeit auf dem Dach des alten Rathauses. Über den Ursprung des Festes gibt es verschiedene Deutungen. Eine volkstümliche Erklärung führt das Fest auf die Rückkehr des Frühlings und der Fruchtbarkeit zurück. Eine zweite Deutung geht auf eine christliche Legende zurück, nach der 40 christliche, römische Soldaten den Märtyrertod durch Erfrieren erlitten haben. Eine nachträgliche Deutung erzählt, dass ein Bauer einst mit seinem Sohn und seinem Pferdegespann beim Pflügen auf dem Feld erforen sei. Die Tradition des Rückersfestes lässt sich bis ins Jahr 1842 zurückverfolgen. Höhepunkt des Rückersfestes ist die Mädchenversteigerung, die in geheimer Sitzung durch die Laisaer Burschen stattfindet. Lohn für die Burschen ist der Rückerstanz mit dem ersteigerten Mädchen und eine Pfanne gebackener Eier.

 

Laisa ist das letzte Dorf in nördlicher Richtung, in der die evangelisch Marburger Tracht getragen wurde. Die Tracht wird heute noch anlässlich des Rückersfestes getragen und lebt durch den Heimatverein und die Trachtengruppe weiter. Die Mädchen und Frauen tragen bunte Trachten mit Faltenrock, Schürze und einer Stülpe auf dem Kopf. Die Jungen und Männer tragen den blauen Hessenkittel mit Zipfelmütze zur weißen Leinenhose.

 

Das Dorf Laisa zählt heute etwa 600 Einwohner. Seit 22 Jahren ist Günther Belz Ortsvorsteher des Dorfes. Landwirtschaft wird nur noch von wenigen betrieben, allenfalls als Nebenerwerb. Heute gibt es im „Dorf des guten Handwerks“ noch neun Handwerksbetriebe, zwölf Handels- und Dientsleistungsgewerbe und zwei Industriebetriebe. Die Laisaer Geschäftsleute und Gewerbetreibenden haben sich als „Handel und Handwerk“ zusammengefunden, um mit gemeinsamen Aktionen und Ausstellungen auf sich aufmerksam zu machen.